Ich weiß nicht, warum, aber diese Frage bringt mich immer irgendwie aus dem Konzept. Wahrscheinlich liegt es daran, dass viele bei meiner Antwort “Ich bin Informatikerin” leicht zusammenzucken und einen leeren Gesichtsausdruck bekommen, meist mit einer Bemerkung wie “Ach so, hm, davon habe ich gar keine Ahnung…”
“Ich ja eigentlich auch nicht,” will ich schon antworten, halte mich aber zurück, da ich ja seit nunmehr über 20 Jahren mein Geld damit verdiene, mit Informatik, aka known as IT oder auch ‘irgendwas mit Computern’. Tatsächlich ist aber der Begriff Informatik ja wahnsinnig umfassend – und man kann sich auch mit ganz viel nicht auskennen, wenn man Informatiker ist – und mit einem winzigen Ausschnitt unheimlich gut. Als Sportler kann man ja auch ein super Tennisspieler sein, aber vielleicht nur Tauchen wie ein Korken…
Leider ist mein Arbeitsplatz aber weder ein Tenniscourt noch ein Tauchbecken oder gar das Meer! Nein, ich verbringe STUN-DEN sitzend am Schreibtisch und starre auf ein bis drei Bildschirme während meine Finger hin und wieder auf die Tastatur hämmern. “Stinklangweilig also!” mag jetzt so mancher denken. Zugegeben, nicht alle Aufgaben machen wahnsinnig viel Spaß, aber unter’m Strich gefällt mir meine Arbeit sehr. Es hat ein bisschen was von Detektiv, Erfinder und Zauberer! Nur, dass man das Endprodukt nicht richtig anfassen kann, finde ich ein bisschen schade. Aber dieses kleine Glücksfgefühl, wenn der Compiler den von mir geschriebenen Programmcode fehlerfrei übersetzt, setzt bei mir mehr Endorphine frei als unsere halbwegs regelmäßig gelaufene Joggingstrecke.
So etwas mache ich also: Code schreiben. Klingt ganz schön geheimnisvoll. Ist es manchmal auch – vor allem, wenn man nach langer Zeit ein Stück alten Code anschaut und versucht, nachzuvollziehen, was zum Teufel einen damals geritten hat und was denn damit bezweckt werden sollte… Macht aber auch Spaß, wenn man dann wieder die eigene Genialität von damals durchschaut hat!
Manchmal komme ich mir trotzdem ein bisschen nerdig vor und habe Skrupel, dieses meinem Gegenüber mitzuteilen – insbesondere, da ich ja um die Berührungsängste der anderen weiß – oder zumindest glaube, zu wissen. Vielleicht sollte ich diese Entscheidung einfach dem anderen überlassen.
Vor Jahren in einem Urlaub lernte ich mal einen Typen kennen und wir unterhielten uns lebhaft miteinander, bis ich eben diese Frage stellte: “Und was machst du so beruflich?” Ein Schatten huschte über sein Gesicht, Resignation machte sich in seiner Haltung breit. “Ich bin Unix-Administrator,” kam es ihm schließlich zaghaft über die Lippen. Ich ließ ihn noch eine Weile zappeln, er begann zu stammeln “also, das ist irgendwie…” – dann erlöste ich ihn von seiner Qual: “Ich bin Informatikerin!” erwiderte ich grinsend, und selten ist es mir so leicht gefallen, zu sagen, womit ich mein Geld verdiene!
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